Tag 9: Briancon - Vars, Col d'Izoard, Abbruch wegen Regen

10 Uhr, abfahrtbereit, aber es regnet wieder, diese kleine Wolke war vor einer Stunde noch nicht auf dem Radar. Also noch eine Viertelstunde gemütlich im Sessel sitzen. Die Wolke wächst und wächst, aus der Viertelstunde wird eine ganze. Für den Rest des Tages soll es laut Wettervorhersage dann trocken bleiben. Aber es ist nun kurz nach 11 Uhr. Die heutige Strecke ist so lang wie die gestern, hat aber 500 Höhenmeter weniger, müsste also noch passen.

Es geht zum Col d‘Izoard hinauf. Es ist bedeckt und dadurch angenehm temperiert. Also muss ich weniger Pausen zum Abkühlen machen, nur der Hintern muss regelmäßig aus dem Sattel 😬

Aber dann wird es immer dunkler, kühler und schließlich fängt es an tröpfeln.

Oben wieder die gewohnte Prozedur: klatschnasses Shirt aus und alles Trockene aus den Satteltaschen an.

Dann ein paar Fotos und abwärts geht es. Zunächst nicht spektakulär, aber dann tauchen diese Felsen auf.

Am Ende der Abfahrt bei Guillestre treffe ich wieder auf die Tour de France-Strecke. Vor wenigen Tagen sind die Helden vor mir zum Col de Vars hochgesprintet. Es ist bedeckt, aber hell und freundlich und so trete ich frohgemut und zuversichtlich in die Pedale.

Dann kommt nördlich von mir eine dunkle Regenwolke hinter einem Berg zum Vorschein.

Ich tröste mich mit der Hoffnung, dass alles nördlich vorbei zieht und ich ja nach Süden radle. Aber dann taucht hinter immer mehr Bergen der Regenschleier auf. Zur Passhöhe sind es noch 12 km, dann noch 25 km runter. Oben auf 2100 m hat es wahrscheinlich keine 10 Grad. Das war es mit dem Hotelzimmer in Barcelonnette. Vor etlichen Tagen ist die Tour dort angekommen, ich werde es nicht schaffen.

Und schon fängt es zu regnen an und bald bin ich von oben bis unten nass. Endlich taucht ein winziger Unterstand auf. Am Anfang sagt das Regenradar 10 min, aber auch diese Wolke wächst. Nach 20 min heißt es plötzlich noch eine Stunde Tröpfelregen. In 4 km liegt Vars, es gibt freie Zimmer, ich buche schweren Herzens. Die 4 km durch den Regen gehen eigentlich, aber es hat jetzt schon nur noch 14 Grad und der Pass liegt 250 m höher. Und durchnässt eine Dreiviertelstunde kalter Fahrtwind ist kein Vergnügen. Eine sofortige warme Dusche schon!